Venture Capital in Europa – Der Underfundingmythos
Der Fall Deutschland und Italien
Ziel der in Buchform publizierten Arbeit ist die Klärung der Frage, wie viel Venture Capital (VC) in Europa nominell zur Investition in Frühphasen- und Seedinvestments zwischen ca. 1970-2006 zur Verfügung stand, investiert wurde und welche Implikationen dies für VCs und (Förder-)Politik hat.
Hintergrund:
Venture Capital als Finanzierungsform hat großer Bedeutung für Innovation und Wachstum für eine Volkswirtschaft. Allerdings ist Venture Capital, speziell die Early-stage-phase, bis heute in vielen Europäischen Ländern unterentwickelt. Während Israel als einziges Land außerhalb der USA zwei VC-Zyklen absolvierte, ist der Zyklenverlauf in Europa eher „Pilzförmig". Dies ist und war Anlass für viele politische Initiativen, mehr Risikokapital in Europa bereit zu stellen. Auch bisher publizierte wissenschaftliche Untersuchungen setzen sich hauptsächlich mit den Rahmenbedingungen als Grund für den Mangel auseinander.
These:
Die untersuchte These im Buch stellt die Frage nach dem Angebot von Risikokapital im Gegensatz zur Nachfrage und real investierten Mitteln zwischen 1970-2005. Untersucht werden wie viele Mittel nominell zur Verfügung standen und wie viel davon investiert wurde. Folgender Prozess wurde dabei angewandt: Eine Literaturanalyse zur Einordnung, gefolgt von einer originären Datensammlung zu „echtem" Venture Capital in Europa, Deutschland und Italien. Neue Datenquellen neben offiziellen Statistiken werden erschlossen. Die Daten werden unter dem Gesichtspunkt eines Industrielebenszyklus, angewandt auf die Venture Capital- Industrie in Analogie zu Gil Avnimelech und Morris Teubal, analysiert und mit bisherigem Erkenntnisstand verglichen.
Ergebnisse:
Als Ergebnis ist ein Kapitalüberhang in der Untersuchungsperiode festzuhalten. Das Auftreten der europäischen Venture Capital Gesellschaften als Generalisten über alle Finanzierungsphasen am Markt lässt sich damit als Reaktion auf die Marksituation insbesondere die Nachfrageseite erklären. Dealflowprobleme rücken damit für weiterführende Analysen in den Vordergrund. Daraus ergeben sich neue und andere Implikationen für Politik und öffentliche Fördergestaltung.
Für Investoren:
Einsichten in Mittelverfügbarkeit. Daraus abgeleitete Schlussfolgerungen für die Geschäfts und Portfoliostrategie.
Für Start-ups und Wachstumsunternehmen:
Einblicke in systemische Parameter der VC-Industrie über die individuelle Kapitalsuche hinaus. Öffnet das Verständnis für die Rahmenbedingungen des VC-Geschäfts. Eine ausgewogene Bewertung von VC als mögliche Finanzierungsquelle für das eigne Unternehmen im europäischen Kontext kann daraus abgeleitet werden. Die Arbeit gibt keine Fundraisinganleitung.
Für Institutionen und Politik:
Einsichten in die systemischen Zusammenhänge über die Faktoren Kapitalmarkt, Exits und rechtliche Rahmenbedingung. Eine Verbesserung der Förderpolitik für mehr Start-ups und Innovation lässt sich aus den Ergebnissen ableiten.